Workshop Wochenende
mit Norma Gomez Tomasi
Hier eine herzliche Empfehlung:
Norma Gómez Tomasi und die Tango-Schule „Bohemia, Rincón de Arte“
“ Unsere Sichtweise des Tangos, des Tanzens und der argentinischen Kultur und die Art und Weise wie wir unterrichten, unterscheidet sich in vielen Bereichen von dem, was andere Lehrer anbieten.
Wir stellen das in den Mittelpunkt, was jeder als einzigartiger und unwiederholbarer Mensch in sich hat und es ist unsere Absicht, dabei zu helfen, dieser Originalität über den Tanz, den jeder einzelne von innen aus entwickelt, Ausdruck zu verleihen.
Aus diesem Grund handelt es sich um eine Methode, die unmöglich mittels Video vermittelt werden kann.
Für uns sind Figuren ein Instrument etwas viel Tieferen in der Essenz des Tanzes, wie es das Ausdrücken der Emotion in der Bewegung ist, mit allen Modulationen, die sich in Zeit und Raum machen lassen und mit dem Erleben jedes einzelnen Momentes, in dem die Bewegung ausgeführt wird. Die Wiederholung ist unmöglich, da man sich Sekunde für Sekunde verändert.
Wir sind fest davon überzeugt, dass das Wichtige für die Augen unsichtbar ist, aber sehr präsent in Bezug auf das, was der Körper bekommt.
Bohemia, Rincón de Arte
Dieser Text ist vor einiger Zeit in facebook (ca. 2009) erschienen, um kurz zu erklären, womit sich die Schule beschäftigt.
Ich nehme das als Einleitung, so wie die Absätze in den Zeitungen, die zusammenfassen, was dann in dem ganzen Artikel steht.
Tanz, um welchen es sich auch handeln mag, übermittelt das Tiefste jedes einzelnen Menschen. Seine Emotionen, seine Sicht auf das Leben, seine Art. Es ist klar, dass all das nicht statisch ist, Sekunde für Sekunde verändert es sich, weil uns das Eintreten von Geschehnissen verändert. Glücklicherweise sind wir im Lauf der Zeit nicht mehr dieselben und paradoxerweise bleiben wir doch immer dieselben.
Selbstverständlich benötigt man eine gewisse Technik, um gut tanzen zu können, aber sich nur auf die Technik zu konzentrieren, reduziert den Tanz auf eine Art Wettsport mit Musikuntermalung. Ohne Ausdruck der Gefühle ist es kein Tanzen; man führt in sportlicher Weise Bewegungen aus, die besser oder schlechter mit der Dynamik der begleitenden Musik in Verbindung stehen.
Aber die Volkstänze, und der Tango ist einer von ihnen, drücken das Tiefste aus, was eine Gesellschaft fühlt, wenn diese kulturelle Manifestation entsteht und auch solange diese kulturelle Manifestation am Leben ist. Das heißt also, dass es das Wichtigste ist, sich zu äußern auch wenn die Technik dabei zu kurz kommt …
Wer denkt schon daran, welche Technik am besten ist, wenn er seinen Ärger, seine Liebe, seine Traurigkeit zum Ausdruck bringt?
Die Musik ist ein wichtiges Element für den Tanz, aber dann nicht allzu sehr, wenn sie uns nur als eine Art Hintergrund dient. Sie ist wichtig, wenn sie uns einhüllt, wenn sie aus unserem Inneren heraus bricht; … wenn wir Musik sind. Im gegenteiligen Fall verwandelt sie sich in einen Klang für die Mechanik unserer sinnlosen Bewegungen. Aber wir können auch “ohne Musik” tanzen, weil die Wörter in ihrer Modulation Musik sind, in ihrer Phrasierung und in der Absicht, die ihnen innewohnt; weil unser Herz, unsere Atmung, unsere Gedanken… Musik sind. Weil der Wind, der Fluss, die Vögel, … Musik sind. Weil der Lärm der Autos, der Züge, des Hammers des Arbeiters Musik sind…
Und wenn die Bewegungen mechanisch sind, dann verwandeln wir uns in Roboter. Wenn wir es denen gleich machen wollen, die wir bewundern, verwandeln wir uns in Kopien und Kopien sind Roboter, Puppen, in eine (entstellte/unbestimmte) Masse.
Die große Herausforderung besteht darin, unsere Individualität im Fühlen und im Ausdruck zu entwickeln; unsere Authentizität. Unseren Stil. Denn Stil bedeutet Persönlichkeit und somit ist es etwas Einzigartiges bei jedem Einzelnen. Den Copes-Stil kann nur jemand haben der Juan Carlos Copes heißt. Alle anderen sind Imitatoren, Kopien, die als solche plump und gewöhnlich sind.
Selbstverständlich verlangt uns diese große Herausforderung, uns individuell zu entwickeln, Mut ab. Die Persönlichkeit, die Freiheit bedeuten Klarheit. Zu wissen, was wir wollen, was wir fühlen, was wir wünschen und für all das auch Verantwortung zu tragen, uns den banalen Kommentaren auszusetzen. Zu unterscheiden, auf welche Kritik wir hören sollen und welche einfach nur aus Eifersucht, Neid etc. entsteht. Das schließt die Selbstkritik ein und auch die der Freunde, die manchmal die Entwicklung boykottieren.
Es ist auch riskant, denn wenn man neue Bewegungen probiert, neue Modulationen, neue Dynamiken, werden wir uns im ersten Moment ungeschickt anstellen, werden unfähig sein und erst dann, wenn wir es durch die Übung und das Erforschen mit unserem Körper schaffen, wird es uns Vergnügen und Freude bereiten.
Aber Risiken einzugehen, bedeutet auch die Möglichkeit zu haben, kreativ zu sein. Ohne den Mut, ein Risiko einzugehen, gibt es keine Kreativität.
Risiken einzugehen, frei zu sein, eigenständig zu sein, bedeutet, er/sie selbst zu sein, trotz der anderen und unserem eingekapselten Blick, auf das, was „irgendjemand“ (wir wissen nicht wer) für richtig befunden hat.
Daher sind Figuren mögliche Elemente unseres Ausdrucks. Aber wenn wir nur mit bekannten oder von anderen gelernten Figuren tanzen können, mit der selben Anzahl an Schritten, mit der gleichen Schrittfolge, mit der selben Haltung, auch wenn es für uns unbequem ist und unserem Körper schadet, dann setzen wir unsere Körpersprache schlecht ein. Wir haben die Sprache nicht erlernt; wir sind Papageien, die das wiederholen, was Andere sagen, ohne zu wissen, was wir reden.
Vielleicht tauchen bei Euch angesichts dieser Worte Unklarheiten auf. Die Antworten darauf entwickeln wir in den Kursen, denn die Antworten befinden sich in den Erfahrungen, die der Körper im Lauf des Unterrichts erlebt. Ein Unterricht, der zum Ziel hat, dass jeder einzelne sein Potential, das er hat, entdeckt und entwickelt und nicht jenes, das jemand anderer in ihm zu sehen glaubt.
Daher ist es unser größtes Bestreben, dass jeder einzelne der Kursteilnehmer die Möglichkeit hat, anders zu tanzen und ihn dabei zu unterstützen, seine „Auserlesenheit“ zu finden. Es geht darum, das Spiel, das Vergnügen und die Authentizität wieder zu finden. Es geht darum, für sich selbst zu tanzen und für die Person, mit der man den Tanz gerade teilt. Es geht darum, sich die nötige Flexibilität und Sensibilität anzueignen, um zu wissen, dass sich der eigene Tanz mit den unterschiedlichen Personen, mit denen man in der Umarmung in jedem Tango verbunden ist, ändert. Es geht darum, das Kleinste zu schätzen, denn das bedeutet Intimität und das ist eines der Merkmale des Tangos.
Norma Gómez Tomasi
Weitere Infos zu Norma und „Bohemia, Rincón de Arte“.
Web: https://bohemiarincondearte.wordpress.com/ facebook: bohemia, rincon de arte
